Full Metal Cruise – Poolposition

Seetag auf der Full Metal Cruise. Es ist zehn Uhr morgens, also quasi nachts. Dennoch hat sich zu dieser nächtlichen Stunde vor dem Atelier auf Deck 6 eine lange Schlange gebildet. Ausgabe der Frühstücksbiere? Nein, hier ist der Merchandising-Stand für die Metal-Mitbringsel.

Vom T-Shirt bist zum Metal-Qietsche-Entchen gibt es alles. Bademäntel, sogar Fischerhemden und Fischermützen. Und selbstverständlich eine Kapitänsmütze. Natürlich alles mit „Full Metal Cruise“ gebrandet. Damit zuhause alle sehen können: Ich war dabei, gehörte zu den 2.000 Glücklichen. Innerhalb einer halben Stunde war die Kreuzfahrt ausverkauft.

Fun-Metal mit Knorkator

Um 13 Uhr ist Showtime mit Knorkator. Die Fun-Metaller aus Berlin nahmen im Jahr 2000 sogar beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest teil. Titel des Songs „Ick wer zun Schwein“. „Sänger“ Stumpen grunzte sich immerhin in die Schlagzeilen der BILD. Die einzige Tattoo-freie Zone seines nackten Körpers ist durch einen roten Träger-Tanga bedeckt. Der Rest seiner Haut ist tapeziert.

Martin Semmelrogge liest Lemmy

Im stets mit Metalheads eng gefüllten Whirlpool kreisen längst die Becks-Dosen. Poolposition. Im Schwimmbecken planschen andere mit aufgeblasenen Plastikgitarren. Es muss ja nicht immer Luftgitarre sein. Zum Beispiel auch Literatur. Der Mann dafür ist Schauspieler Martin Semmelrogge. Keiner passt besser um den biographischen Nachlass von Motorhead-Legende Lemmy Kilmister vorzutragen. Semmelrogge ist die perfekte Symbiose aus Lallen und Lesen. Auch wenn er sich selbst trockengelegt hat – seine Zunge hat noch den Bewegungsablauf aus härteren Tagen. Dazu klampft Metal-Solist „Mutz“ auf der Akustik-Gitarre ein paar irische Volksweisen. Die TUI-Bar johlt.

Noch lauter johlt es draußen an der Reling. Auf dem Außendeck treffen sie sich zu einem sportlichen Wettkampf: Shuffleboard. Das beliebte Plankenspiel auf Kreuzfahrtschiffen haben nun also auch die Metalheads entdeckt. Skurril sehen sie aus in ihren schwarzen „Trainingsanzügen“.

Wir können Gibraltar knicken

Draußen türmt sich die See immer mehr auf. In wenigen Minuten wird der Kapitän bekanntgeben, dass wir Gibraltar knicken können. Da tobt ein heftiger Sturm, den wir langsam erahnen können. Die ersten werden grün im Gesicht. Ich belausche den Dialog zweier Metaller. „Du musst heute ins Theater zu John Diva & the Rockets of Love gehen!“ „Mir ist schlecht. Ich gehe zu Villeroy & Boch.“ Keramik-Kreuzfahrt. Wir werden schon in der Nacht Kurs auf Málaga nehmen.

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