Rockblog-Folge 2: Udo Lindenberg Rockliner
Kurz nach 19 Uhr heißt es „Leinen los“ am Kreuzfahrt-Terminal Grasbrook in Hamburg. Also genau dort, wo vor rund 600 Jahren der Seeräuber Klaus Störtebeker einen Hut kürzer gemacht wurde. Und nun gehen hier zweitausend Panik-Piraten auf Rock’n Roll Kaperfahrt. Dich gedrängt, wie bei der Essenausgabe auf einer Strafgaleere, stehen sie auf dem Sonnendeck.
Dann steigt der Freibeuter mit seiner Cruise-Combo auf die Bühne: Udo Lindenberg und das Panik-Orchester! „Odyssee – keiner weiß, wohin die Reise geht!“ Da ist schon soviel Druck an Deck, als wolle er nicht nur seine Hits spielen, sondern auch Schiffe versenken. Steuerbord lassen wir die Elbphilharmonie links liegen. Falsch, rechts. Steuerbord ist rechts, backbord ist links. So als Info für alle Gangway-Greenhorns. Ja, Elbphilharmonie. Der Rockliner zeigt, dass Hochkultur nicht zwingend zig Millionen kosten muss.
Hier nuschelt Neptun persönlich
Udo und die Seefahrt, das passt perfekt zusammen. Der lebt das. Fast möchte man meinen, hier nuschelt Neptun persönlich. Und der hat heute längst noch nicht genug. Wir versuchen zwischendurch was zu essen. Die Sushi rocken leider gar nicht. Wenn ich nicht wüsste, dass wir auf See sind, hätte ich auf Lieferservice getippt. Egal – gegessen. Gibt ja genug Alternativen, wie das Steakhouse „Surf & Turf“ oder die Gourmet-Gaststätte „Richards“. Nehme mal an, das Ding ist nach Keith Richards benannt, schließlich sind wir auf dem Rockliner.
Wir haben es geahnt. Gegen 22 Uhr, also zu seinem Tagesanbruch, steigt Neptun wieder auf die Bühne. Dieses Mal in der Schau Bar auf Deck 7. Da rocken jeden Abend die Midnight Ramble All Stars, das ist die halbe Maffay-Band. Aber erstmal: Udo Unplugged. Also ohne Strom. Von wegen. Wir schippern auf der Elbe! Bis zur Mündung, dann Richtung Norden, wo die Sonne verstaubt.
Udo spielt einen astreinen Akustik-Set, wie auf dem Erfolgsdoppelalbum. „Mein Ding“, „Reeperbahn“, sogar „Bodo Ballermann“ bringt er. Danach Udogrammstunde, Autogrammstunde mag er nicht. Es ist 23 Uhr. In Udos Biorhythmus heißt das: Mittag. Für uns heißt das: Langsam runterfahren, soll der Rockliner die Lebenserwartung nicht deutlich verkürzen.
Text: Uwe Bahn
Fotos: Tine Acke
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